Wirtschaftsentwicklung des Bezirks Das Wirtschaftsleben der Landstraße lässt sich relativ weit zurückverfolgen. Wie im Mittelalter üblich, siedelten sich entlang des Wienflusses nur solche Berufsgruppen an, die das Wasser verwerten konnten. Daher finden wir hier unter anderem die sogenannten Steckenkleuber, die das vom Wasser angetriebene Holz zurichteten und zu Weinstökken, Schindeln und ähnlichem verarbeiteten. Selbstverständlich waren auch Wäscher, Bleicher, Flecksieder und Gerber hier tätig. Wie anderswo an Wasserläufen auch, entstanden hier einige Mühlen, die anfänglich reichen Bürgern, Adelspersonen und Klöstern gehörten, später aber bildeten deren Besitzer (wie die Fischer) eine eigene Zunft. |
In Erdberg lebten vor allem
Gärtner, Bauern, Fleischhauer und Schlächter, aber auch Weinbauern
gab es in gar nicht so geringer Zahl. Auf andere Berufsgruppen weisen
uns zum Teil noch Gassennamen hin, wie etwa die Tongasse oder die Sechskrügelgasse. Schon in der Zeit vor 1700 finden wir die ersten Webereien, Seidenund Tuchfabriken in den Vorstädten. Eine gewisse Bedeutung erlangte schon bald nach seiner Gründung im 18. Jh. das Natorpsche Pharmazeutische Laboratorium am Rennweg beim Salesianerinnenkloster. Es erzeugte vor allem Heilmittel für die Armee und wurde später zum staatlichen Heilmittelwerk. Seit den frühen siebziger Jahren unseres Jahrhunderts befindet sich an dieser Stelle der Neubau "Shell Austria AG und Porr AG". Zuckerfabriken waren gleich drei auf der Landstraße entstanden.
Eine befand sich ab 1792 im aufgelassenen Harrachschen Palais, eine zweite
entstand 1796 in der Baumannstraße, und später wurde die dritte
derartige Fabrik in der heute nicht mehr existierenden Zuckergasse errichtet.
Wesentlich dazu beigetragen hat Nikolaus Jacquin, der Direktor des Botanischen
Gartens, dem man die Zuckergewinnung aus Runkelrüben in Österreich
zu verdanken hat. Bis zu Beginn des 19. Jh.s mußte man Zucker aus
teurem indischen Rohrzucker gewinnen. |
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Eine über den Bezirk hinausreichende Bedeutung
hatte auch die sogenannte Stuckbohrerei (Kanonenrohrerzeugung). Diese Fabrikationsstätte
war von 1783 an bis zur Errichtung des Arsenals in der Beatrixgasse 14. Mitte des vorigen Jahrhunderts übersiedelte die Zigarrenfabrik, die sich auf der Landstraßer Hauptstraße befunden hatte (noch früher in der Radetzkystraße), auf den, Rennweg. 1905 wurde die Fabrik nach Hainburg verlegt. Von großer Bedeutung für das Wirtschaftsleben der Landstraße war naturgemäß der Zentralviehmarkt in St. Marx. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in einem von der Gemeinde Wien (1968 begonnenen) Neubau weitergeführt. Die Belieferung erfolgte nun per Bahn in das Schlachthausgelände. |
Nach diesem Rückblick in die Vergangenheit wollen wir nun den heutigen Stand der Wirtschaft des dritten Bezirks betrachten. Der heutige Bezirk Landstraße liegt mit 7,3 km' an 13. Stelle unter den 23 Wiener Gemeindebezirken und verfügt laut Volkszählung von 1981 über eine Wohnbevölkerung von 85 447 Personen. Hierbei stehen 77 417 österreichischen Staatsbürgern etwas über 8 000 Nichtösterreicher gegenüber. Die Tatsache, daß auf einen Quadratkilometer im dritten Bezirk 11 641 Personen entfallen, reiht den Bezirk, was seine Bevölkerungsdichte anbelangt, in den Mittelbereich zwischen Margareten (25 579) und Donaustadt (974). Die Einwohnerzahl des Bezirks ist in den letzten Jahren stark rückläufig, noch 1961 lebten 114 795 Menschen hier, vor zehn Jahren waren es immerhin noch 101 936. Betrachten wir die Gesamtzahl der Beschäftigten aus der Wohnbevölkerung des Bezirks (Zahl von 1971) von 44 516, so stehen 44 376 Einpendlern (aus anderen Bezirken und außerhalb Wiens kommend) 27 259 Auspendler entgegen. |
![]() Gaswerk an der Erdberger Lände Photographie vor 1900 |
Die Zahl der Arbeitsbevölkerung (= Beschäftigte
der Wohnbevölkerung plus Einpendler minus Auspendler) beträgt
61 633. Verarbeitendes Gewerbe und Industrie . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .847 Aus diesen Zahlen ersehen wir, daß heute viele
Menschen im dritten Bezirk in Gewerbe und Industrie arbeiten, beherbergt
doch die Landstraße bedeutende Niederlassungen etwa der Elektroindustrie:
die Firma Siemens (seit 1879 in der Hainburger Straße), Philips
(Dr. Bohr-Gasse) und Warchalowski (Petrusgasse) sind hier zu erwähnen.
Relativ hoch ist auch die Zahl für die Nahrungs- und Genussmittelerzeugung.
Auch hier sei nur stellvertretend etwa auf die beiden im Bezirk ansässigen
Niederlassungen der Milchwirtschaft (Firma Trösch und MIAG) hingewiesen.
Bedeutend für den Bezirk sind ferner auch die Staatsdruckerei, die
mehreren hundert Menschen Arbeitsplätze gibt, die Waschmittelfabrik
"Persil" und die Vereinigten Wiener Metallwerke.
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