Humanitäre Anstalten Die Geschichte des ehemaligen Waisenhauses auf der Landstraße hängt mit der der oben bereits erwähnten Rennweger Kaserne zusammen. Das ehemalige Waisenhaus ging auf das Jahr 1671 zurück, als unter dem Bürgermeister Daniel Springer auf dem "Unteren Werd" ein Zucht- und Arbeitshaus gestiftet wurde. Diese auch mit einer Kapelle versehene Anstalt wurde während der Zweiten Türkenbelagerung arg beschädigt. 1742 beschloß Johann Michael Kienmayer, bürgerlicher Handelsmann, auf Anraten des Domherrn von Wien, Anton Marxer (nach ihm ist die Marxergasse benannt), auf dem Gelände seiner Spinnfabrik den Grundstein für ein Waisenhaus zu legen. |
Die Waisen wurden daraufhin von der Anstalt auf dem
Unteren Werd in die neue Anstalt transferiert. In dieses Rennweger Waisenhaus
kamen sowohl Mädchen als auch Knaben. Maria Theresia kaufte schließlich
den gesamten Kienmayerschen Besitz auf und übergab ihn 1763 dem Rennweger
Waisenhaus, das sie in ein staatliches Institut umwandelte. Zum neuen Direktor
dieser Anstalt machte die Herrscherin Pater Ignaz Parhammer. Er entstammte
einer oberösterreichischen Bauernfamilie, kam 1746 nach Wien und trat
in den Jesuitenorden ein. Zunächst für die Mission zuständig,
wurde Parhammer in der Folge Beichtvater Franz I. Als Lehrer und Pädagoge
war er sehr erfolgreich, besonders kümmerte er sich um die bessere
physische Entwicklung seiner Zöglinge. Auch als Verfasser verschiedener
Katechismen trat der Institutsleiter hervor. Bald fand auch eine Vergrößerung des ursprünglichen Waisenhauses statt. Der westliche Teil bis zur gleichnamigen Kirche wurde von Josef Mödlhamer errichtet, der östliche Teil vom Architekten Mathias Gerl. |
![]() Altes Rudolfspital, Photographie um 1880 |
Als durch den Bau des Allgemeinen Krankenhauses ansehnliche ältere Spitäler frei geworden waren, wie etwa auch das sogenannte Spanische Spital, verfügte Joseph II. 1785 die Überstellung der Waisenkinder aus dem Rennweger Waisenhaus in das Spanische Spital, das von da an die Bezeichnung "k. k. Waisenhaus auf dem Alsergrund" erhielt. Ebenfalls in das neue Haus am Alsergrund übersiedelten die Zöglinge der sogenannten "Chaos'schen Stiftung". Johann Konrad Richthausen, Gelehrter und k. k. Hofkammerrat, hatte 1663
testamentarisch in einem dafür angekauften Haus (heute Kärntner
Straße 28-30) eine Erziehungsanstalt für arme verwaiste Knaben
gestiftet. Von seinen Feinden ungerechtfertigt der Defrauda tion beschuldigt,
hatte man ihn verhaftet, später wieder in Freiheit gesetzt und mit
dem Prädikat "von Chaos" geadelt. Er selbst hatte sich
dieses Prädikat in seinem Vorschlag erbeten, um dadurch das Chaos
seines Lebens anzuzeigen. Das leer gewordene Rennweger Waisenhaus wurde
zunächst der k. k. Militär-Ökonomie überlassen und
erst 1797 zur Artilleriekaserne umgestaltet. Zuerst logierte hier das
Artillerie-Regiment Nr. 2, 1799 kam das k. k. Bombardier-Corps dazu. Nach
Auflösung dieses Corps wurde im westlichen Trakt der Kaserne das
Garnisons-Spital eröffnet. Nach dem Ende der Monarchie wurden in
dem Gebäudekomplex verschiedene Ämter und Institutionen untergebracht.
Heute befindet sich in einem großen Teil des Gebäudes die Gendarmerieschule
des Innenministeriums. |
Humanitären Zwecken diente ein anderes
öffentliches Gebäude, das heute nicht mehr existiert-das Invalidenhaus.
Den Grundstein zu dieser Anstalt legte Kardinal Graf Kolonitsch, ein Anwalt
und Gönner der Armen. Der Bischof kaufte 1724 ein Haus auf den ehemaligen
"Kielmannseggschen Gründen", das erst kurz zuvor Prinz Maximilian
von Hannover hatte erbauen lassen. Hier in diesem "Hannoveranischen Palais" richtete Kolonitsch eine Versorgungsanstalt ein. Bedürftige, die bisher im sogenannten "Münzwardeinhaus" in Gumpendorf untergebracht waren, zogen in das neue Heim ein. Nach notwendigen Adaptierungsarbeiten konnten zahlreiche Arme im Gebäude Platz finden. Die dazugehörige Kapelle wurde nach Johannes von Nepomuk benannt, was dazu beitrug, daß dieses Versorgungshaus vielfach als "Nepomuceni-Spital" bezeichnet wurde. Mit der verstärkten Pflege des Armen- und Krankenwesens durch Joseph 11. trat auch für diese Anstalt eine Wende ein. Die Pfleglinge wurden in das neue Bürgerversorgungshaus umgesiedelt, und nachdem man 1785 das Haus durch Baumeister Gerl hatte einheitlich renovieren und umgestalten lassen, wurde es 1787 als k. k. Invalidenhaus in Verwendung genommen. Das Gebäude barg eine Reihe von Kunstschätzen, unter anderem ein Gemälde von Peter Krafft ("Schlacht von Aspern") sowie ein Relief von Raphael Donner. Die Kapelle war durch die baulichen Veränderungen nun als offizielle Invalidenhauskapelle in die Anstalt einbezogen worden. |
![]() Kronprinz-Rudol-Denkmal im Park des alten RUdolfspital |
Aber gegen Ende des 19. Jh.s wurde auch diese Anstalt
den Anforderungen nicht mehr gerecht und, nachdem das neue Alters- und
Versorgungsheim in Lainz unter Bürgermeister Lueger fertiggestellt
war, fiel das alte Invalidenhaus samt der Kapelle der Spitzhacke zum Opfer.
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