Handel, Gewerbe und Industrie

Es wurde schon im einleitenden Teil zur Wirtschaftsentwicklung erwähnt, daß der Bezirk Landstraße vor allem in den letzten hundert Jahren eine Wandlung durchmachte, wobei er immer mehr zum Industriebezirk wurde. Sicherlich trifft diese Aussage für mehrere Wiener Bezirke zu; es ist aber vielleicht gerade beim dritten Bezirk stärker als bei anderen spürbar gewesen. War die Landstraße lange Zeit hindurch eines der Grünflächenreservate der Stadt, so muß man heute um die noch vorhandenen Parks und Grünflächen des Bezirks bangen und kann nur hoffen, daß sie nicht auch eines Tages einer Fabrik oder einer Straße weichen müssen.

 

Das Technische Büro bezog daraufhin das schon früher der Firma gehörende Haus in der Apostelgasse. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam es neben neuen Fabriksbauten in anderen Bezirken auch zu einem Neubau in der Apostelgasse. Die Firma wurde mit großen Aufträgen bedacht, so dem Umbau der Wiener Straßenbahnen, die zu dieser Zeit vom Pferdebetrieb auf elektrische Energie übergingen. In den weiteren Jahren fabrizierte die Firma vor allem Telegraphenapparate, Fernsprechanlagen, Signalanlagen, Uhren, elektronische Messgeräte u. ä. Auch in der metallverarbeitenden Industrie waren auf der Landstraße größere Unternehmungen entstanden. Hier wäre die "Kabelfabrik- und Drahtindustrie-Aktiengesellschaft" zu nennen, ein Unternehmen, das in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s entstanden war und durch einen Neubau im Jahr 1906 wesentlich vergrößert wurde. Die Fabrikation umfaßte Erdkabel für Starkstrom bis zu den gebräuchlichen Höchstspannungen, Leitungsdrähte, Radioleitungen, Isolierrohre und ähnliches. Vor allem die Wiederaufbauarbeiten der Gemeinde Wien nach dem Ersten Weltkrieg brachten dem Unternehmen umfangreiche Bestellungen, z. B. für die Stadtbahn.

Größere Unternehmen, die vor allem in der Zwischenkriegszeit florierten, waren die Zentralheizungs- und Installationsfirma "Kraft und Wärme" sowie die "Pluto Stoker Company", ein Unternehmen, das sich mit der Verfeuerung geringwertiger Brennstoffe beschäftigte.

Neben diesen und im Einleitungsteil genannten Unternehmungen befindet sich auf der heutigen Landstraße eine große Zahl kleinerer und mittlerer Betriebe aus den verschiedensten Branchen. Obwohl die meisten größeren Betriebe am Rande des Bezirks, viele in Erdberg, angesiedelt sind, finden sich einige auch im Inneren der Landstraße, wie eine Möbelfabrik, einige Autoservicestationen und Büros verschiedener Großfirmen. Die Zahl der verschiedenen Unternehmen zeigt, daß die Landstraße nicht mehr allein durch ihre Palais und Repräsentationsbauten bekannt ist, sondern einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftsgefüge unserer Stadt liefert.



Alte Erdberger Häuser zu Beginn des Jahrhunderts


Portal des Sünn-Hofes auf der Landstrße Hauptstrasse,
Photographie zu Beginn des Jahrhunderts