Märkte

Auch das Marktleben hat im dritten Bezirk eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen ist. So besaß etwa der große Raum zwischen dem Wienfluß, der Straße Am Heumarkt und der Invalidenstraße auf dem früher unverbauten Gelände zwei Märkte, einen Heumarkt (daher der Straßenname) und einen Viehmarkt. Auf dem Heumarkt wurden allwöchentlich große Mengen von Heu, das zumeist aus Ungarn hierher gebracht wurde, zum Verkauf angeboten. Der Viehmarkt wurde im Mittelalter und noch später "Ochsengries" genannt, im 18. Jh. bezeichnete man ihn mit "Am Viehmarkt".

Später wurde dieser Ochsenmarkt nach St. Marx verlegt. Von einem anderen Markt, der sich, ebenfalls entlang des Straßenzuges "Am Heumarkt", etwa 48 Jahre lang hier befunden hat- dem ehemaligen Tandelmarktberichtet uns Adalbert Stifter 1844 in einem Sammelwerk "Wien und die Wiener", in dem von ihm Skizzen "Aus dem alten Wien" enthalten sind. Ab 1862 hatte der Tandelmarkt seinen letzten Platz in der Rossau.
Auf dem Dreiecksplatz vor der heutigen Rochuskirche, im Volksmund "Platzt" genannt, wo sich bis 1784 der Nikolaifriedhof mit der Nikolaikirche befand, entstand nach der Auflösung des Friedhofes der Augustinermarkt. Heute befindet sich auf diesem Platz, als letzter Rest dieses ehemaligen Marktes, ein sogenannter offener Markt mit stabilen und transportablen Ständen. Von größter Wichtigkeit für den Bezirk waren die beiden großen Gründungen auf diesem Wirtschaftssektor - der Zentralviehmarkt St. Marx sowie die Großmarkthalle. Der Zentralviehmarkt St. Marx wurde in den Jahren 1879 bis 1884 erbaut, er ist der wichtigste Markt, der für den Verkauf von zur Schlachtung bestimmtem Großhornvieh, Kälbern, Schafen, Lämmern, Schweinen und Spanferkeln existiert. In seiner ursprünglichen Form umfaßte er eine Grundfläche von 310 000 m7. Die wichtigsten Bauten waren: die Rinderhalle (für 6 000 Rinder), die große Schweinehalle (für 20 000 Schweine) und weitere Abteilungen für verschiedene Gruppen von Tieren. Neben Administrationsgebäuden hatte man in St. Marx auch ausgedehnte Magazine des Futtermitteldienstes der Gemeinde Wien, die ausschließlich zur Versorgung der eingestallten Tiere diente. Der Zentralviehmarkt ist mit einem eigenen Bahnnetz an das Netz der Bundesbahnen angeschlossen. Die Bahnanlagen umfassen mehrere Kilometer Gleise mit verschiedenen Rampen. Im Lauf seiner Geschichte wurde der Zentralviehmarkt mehrmals umgestaltet und erweitert. Die bedeutende Anlage ist bis in die Gegenwart ein wesentlicher Faktor in der Fleischversorgung der Stadt Wien.


Augustinermarkt bei der Rochuskirche, Photographie um die Jahrhundertwende

 


Markthalle am Beginn der Landstrßer Hauptstrasse, Photographie um 1910

Die zweite große, auf Bezirksboden befindliche Marktanlage ist die Großmarkthalle. Diese unter Bürgermeister Zelinka 1864/65 auf dem Grundstück des ehemaligen Hafenbeckens des Wiener Neustädter Kanals erbaute Zentralmarkthalle entstand nach Plänen von Karl Gabriel. Man entschied sich bei der Wahl des Ortes für das Gebiet an der Lastenstraße und an der Verbindungsbahn, da dadurch die Zubringung des Marktgutes erleichtert schien. Architektonisch hatte man sich bei dieser Halle die Pariser Markthallen zum Vorbild genommen. Die Großmarkthalle war ein Rohziegelbau, bei dem nur die Dächer aus Eisenkonstruktionen bestanden. Die erste Erweiterung mußte schon 1899 durch den Zubau der sogenannten "Neuen Fleischhalle" in der Invalidenstraße vorgenommen werden. Durch Errichtung der "Brückenhalle" über den Gleisen der Verbindungsbahn erfolgte im Jahr 1935 ein weiterer Raumgewinn. In den Kellerräumen hatte man Kühl- und Gefrieranlagen zur Verfügung. Die Halle diente seit ihrer Errichtung hauptsächlich dem Großhandel. Dabei kam es zu gigantischen Umsätzen (z. B. im Jahr 1961: 180 000 Rinder, 630 000 Schweine, 6 000 000 Geflügel). Durch neuerliche Umbauarbeiten der jüngeren Vergangenheit, bei denen Teile der alten Hallenanlage durch Neubauten ersetzt wurden, erfuhr dieses Marktzentrum abermals eine Vergrößerung.