Staatsdruckerei und Hauptmünzamt

Von allgemeiner Bedeutung ist auch eine Institution, die sich ebenfalls am unteren Teil des Rennwegs befindet, nämlich das Gebäude der Österreichischen Staatsdruckerei und der "Wiener Zeitung". Der Gesamtkomplex der Anlage reicht von Rennweg 12a bis Rennweg 16, wobei unter der ersten Nummer das Verwaltungsgebäude mit der Reproduktionsabteilung und dem Drucksortenverschleiß untergebracht ist, auf Rennweg 16 das Betriebsgebäude mit Abteilungen für Satz und Druck sowie die Herstellung aller Geldwertdrucksorten.

Die heutige Staatsdruckerei befindet sich auf dem Areal des ehemals hier erbauten k. k. Mehlmagazins und Militärverpflegsmagazins. Schon seit Beginn des 19. Jh.s hatte sich hier das Hauptdepot der Militärverpflegung befunden. Die Geschichte der Österreichischen Staatsdruckerei reicht ins 17. und 18. Jh. zurück. In dieser Zeit vergab noch der österreichische Staat die Anfertigung seiner Drucksorten im Konkurrenzweg an verschiedene Hofbuchdrucker. Kaiser Franz I. genehmigte 1804 die Gründung der Hof- und Staatsdruckerei, zu deren erstem Direktor Josef Vinzenz Degen ernannt wurde. Zunächst war die Staatsdruckerei im aufgehobenen Franziskanerkloster in der Singerstraße untergebracht. Bald jedoch wurde dieses Quartier zu klein, und in den Jahren 1888-1892 begann man den großen Neubau auf dem Rennweg 16, der für damalige Begriffe mit modernsten Maschinen eingerichtet wurde; 1908 erfolgte der Neubau eines zweiten Gebäudes auf dem Rennweg 12a, auf einem vom benachbarten Botanischen Garten abgetretenen Grundstück. Obwohl der Komplex im Krieg schwer beschädigt wurde, konnte die Produktion schon Ende 1945 wieder aufgenommen werden.

Wesentlich länger in der Geschichte zurückzuverfolgen ist eine andere Einrichtung, die ebenfalls in einem öffentlichen Gebäude, Am Heumarkt 1, untergebracht ist: das Hauptmünzamt. Das Gebäude wurde in den Jahren 1835-1837 an der Stelle des aus dem 17. Jh. stammenden Münzscheidehauses, das seit 1821 im Münzgraben am Glacis sein Streckwerk und seine Scheideanstalt hatte, errichtet. Paul Sprenger war der Architekt dieses Hauses, das im klassizistischen Stil gebaut wurde, und eine einfache, glatte Fassade aufweist, bei der nur Tor und Attika betont sind.

Die letzte Station des Münzhofes vor seiner Übersiedlung hierher war in der Himmelpfortgasse gewesen. Vorher befand sich das k. k. Münzamt (die Prägestätte) im kleinen Postamtsgebäude in der Wollzeile, nach dem Tod Prinz Eugens wurde "die Münze" in sein Winterpalais verlegt. Von besonderem wissenschaftlichem Wert ist auch die Sammlung des Hauptmünzamtes, die wertvolle Münzen, Plaketten sowie Modelle in Wachs und Gips verwahrt. Architekt Paul Sprenger entwarf auch die Pläne zu einem weiteren wichtigen Gebäude, das in der Vorderen Zollamtsstraße errichtet wurde - das Gebäude des Hauptzollamtes. Diese Institution hat ebenfalls eine lange Tradition. Die 'Kayserliche Hauptmauth" stand schon nach der Zweiten Türkenbelagerung in der Nähe des Rotenturmtores und wurde in den achtziger Jahren des 18. Jh.s auf den Fleischmarkt verlegt, an die Stelle des abgebrochenen Getreidekastens der Stadt Wien. Bald war die Einrichtung den Anforderungen nicht mehr gewachsen, und man mußte zu dem erwähnten Neubau schreiten. Von da an wurde alles, was über die Landstraßer Hauptstraße und über die Stubenbrücke nach Wien gebracht wurde, verzollt. Heute sind in dem Gebäude die Finanz-Landesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland untergebracht sowie andere Bundesdienststellen.