Pfarrkirche St. Rochus und Sebastian Gründung und Geschichte der Rochuskirche sind
sehr eng mit der Geschichte der Augustiner verbunden. Aus den Augustiner-Chorherren
bildeten sich im Mittelalter, vorwiegend in Italien, eine Reihe von Eremitenvereinigungen.
Um eine allzu große Zersplitterung zu vermeiden, vereinigte Papst
Innozenz IV. im Jahr 1243 zunächst alle italienischen und dann Alexander
IV. 1256 sämtliche Kongregationen in einem großen Orden der
Augustiner-Eremiten als 4. großer Bettelorden. Diese sogenannten
"beschuhten Augustiner-Eremiten mit den weiten Ärmeln"
waren auch auf der Landstraße tätig und hatten ihre erste Niederlassung
1255 im Oberen Werd vor dem Neuen Tor. Ihre Zahl war damals relativ gering,
und sie konnten lange Zeit von Almosen leben. Am Ende des 15. Jh.s waren
sie bereits Grundherrn in Altmannsdorf, im Prater, in Erdberg und in Wien.
Eine Wende brachte das Jahr 1630/31. Zu dieser Zeit mußten sie auf
Befehl Papst Urbans VIII. Kirche und Kloster den von Ferdinand II. von
Prag nach Wien berufenen, viel tätigeren "unbeschuhten Augustinern"
abtreten. Diese Entscheidung des Kaisers betraf in erster Linie ihre erste
Wiener Niederlassung in der nach ihnen benannten Augustinerstraße.
Achtzehn Priester der beschuhten Augustiner zogen daraufhin auf die Landstraße,
wo ihnen Kaiser Ferdinand IL gleichsam als Entschädigung einen Weingarten
schenkte, der von der Hauptstraße bis zur Ungargasse reichte. Erst
Ferdinand III. legte dann, in Erfüllung eines Pestgelübdes,
1642 den Grundstein zur neuen Kirche und zum Kloster. Die Kirche wurde
den Pestpatronen St. Rochus und St. Sebastian geweiht. Das angeschlossene Augustinerkloster hielt sich bis ins 19. Jh.; 1812 war das Ende gekommen, ein Hofkommissär verlas den anwesenden Mönchen das Aufhebungsdekret. Jedem Ordenspriester wurde eine jährliche Pension von 400 Gulden zugestanden, die Klosterbibliothek wurde auf Hof- und Universitätsbibliothek aufgeteilt. Damit hatte das Augustinerkloster nach fast 200jährigem Bestand aufgehört zu existieren. erste Mutterhaus (die jetzige "Marienanstalt" in der Fasangasse 4) genügte bald nicht mehr den Anforderungen, und die Klostergemeinde übersiedelte 1888 in das neue Haus in der Jacquingasse. Auf Vermittlung der Tochter Kaiser Franz Josephs, Marie Valerie, wurde Mutter Franziska ein 900 m2 großer Grund, Teil des Botanischen Gartens, zum Bau einer Kirche übergeben. Die Kirche entstand in den Jahren 1890/91 nach Plänen des Schmidt-Schülers Richard Jordan. Das als dreischiffiger Ziegelrohbau in neuromanischen Formen ausgeführte Gotteshaus wurde 1891 geweiht. Der Hochaltar, eine Spende Franz Josephs I., trägt die kaiserlichen Wappen über dem Tabernakel. Hier befindet sich auch eine Kopie des Gnadenbildes der dreimal wunderbaren Muttergottes (die Kirche war auf sie geweiht worden), angefertigt von Josef Kastner. Es ist dies eine der wenigen Kopien von "Maria Schnee" in Rom. Pietätvolle Erinnerung an die Entstehung der Kirche und dankbarer Sinn sprechen aus den Bildern des Gotteshauses, die ebenfalls von Josef Kastner stammen. Besonders schön waren auch die Glasfenster, von denen jedoch die meisten durch Kriegseinwirkungen zerstört wurden. Am 1. Juli 1939 wurde das Gotteshaus Pfarrkirche. Seit dieser Zeit dient das der Kongregation angehörende "Elisabeth-Heim" in der Jacquingasse 53 als Pfarrhof. Dieses im Jahr 1905 errichtete Haus erbaute Architekt Cajetan Miserovsky.
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